Perseiden - Meteore - Sternschnuppen - Meteorschauer - 2023 - 2024


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Die Perseiden

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Einführung

Der bekannteste Meteorstrom sind die Perseiden, die aus Auflösungsprodukten des Kometen 109P/Swift-Tuttle bestehen. Jedes Jahr um den 12. August kreuzt die Erde auf ihrem Weg um die Sonne die Umlaufbahnen der Teilchen dieses Stroms. Für Beobachter auf der Erdoberfläche scheint der Ursprung aller dieser Sternschnuppen im Sternbild Perseus zu liegen, von dem sich Ihre Bezeichnung als Perseiden ableitet. Im Volksmund werden sie als "Tränen des Laurentius" bezeichnet, weil sie am Namenstag (10. August) dieses Heiligen auftreten. Um 1750 fiel das Maximum der Perseiden tatsächlich auf dieses Datum. Vielleicht stammt die Bezeichnung aus dieser Zeit, vielleicht wurde sie auch erst im 19. Jh. beiläufig eingeführt und verbreitet. Da das Sternbild Perseus am Abend aufgeht, können erste Sternschnuppen bereits nach Eintritt der Dunkelheit beobachtet werden. Richtig hoch steigt der Radiant aber erst in der zweiten Nachthälfte. Da in lauen Sommernächten auch dann noch viele Menschen draußen unterwegs sind und die zahlreichen Meteore bemerken, gilt der August als der Sternschnuppen-Monat schlechthin. Ähnlich wie bei den Geminiden erfolgt der Anstieg zum Maximum über mehrere Tage hinweg. Der gesamte Aktivitätszeitraum der Perseiden erstreckt sich vom 17. Juli bis zum 24. August.

Lage des Perseiden-Radianten
Lage des Perseiden-Radianten. Quelle: NASA

Im Maximum erreicht die ZHR der Perseiden Werte von bis zu 100. In den Jahren um 1992, als der Mutterkomet 109P/Swift-Tuttle zum letzten Mal in Erdnähe war, wurden deutlich höhere Zahlen beobachtet. Inzwischen ist die ZHR wieder auf dem Normallevel angelangt. Nach den Vorhersagemodellen von Esko Lyytinen könnten die Perseiden jedoch im Jahr 2028 (am 12. August) einen kleineren Meteorsturm produzieren. Diese Prognose ist insofern ganz gut begründet, als für den 11.08.2004 und den 11.08.2016 vorhergesagte zusätzliche Aktivitätsmaxima der Perseiden tatsächlich eintraten.

Geschichte der Perseiden

In Ostasien sind die Perseiden bereits vor rund 2000 Jahren beobachtet worden, wie aus chinesischen, koreanischen und japanischen Aufzeichnungen hervorgeht. Dass um den 10. August herum, an dem der Namenstag des Märtyrers Laurentius begangen wird, besonders viele Sternschnuppen auftreten, war auch in Europa durchaus bekannt. Es war der belgische Mathematiker Adolphe Quételet, der im Jahr 1835 darauf aufmerksam machte, dass dieser Meteorschauer jedes Jahr auftritt. Die erste systematische Zählung im Jahr 1839 erbrachte eine ZHR von etwa 160, doch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurden stets viel niedrigere Raten, etwa zwischen 40 und 90, festgestellt. In den Jahren 1861 bis 1864, insbesondere auch 1863, gingen die Werte dann auf bis zu 200 hoch. Als Ursache dafür identifizierte der Italienische Astronom Giovanni Schiaparelli einen im Jahr 1862 aufgetretenen Kometen, der heute als 109P/Swift-Tuttle bezeichnet wird. Die Bahn dieses Schweifsterns ist derjenigen der Perseiden sehr ähnlich, und somit lag ein Zusammenhang zwischen dem Kometen und dem Meteorschauer auf der Hand.
Der bekannte Meteorforscher William Frederick Denning (ausführliche Biografie) konnte nach jahrzehntelangen akribischen Beobachtungen im Jahr 1901 sowohl die zeitliche Dauer des Perseiden-Schauers eingrenzen als auch die Verlagerung des Radianten über diesen Zeitraum dokumentieren. Die Verschiebung wird durch die Veränderung der Perspektive in Folge der Fortbewegung der Erde auf ihrer elliptischen Umlaufbahn bewirkt.

Verlagerung des Perseiden-Radianten vom 15. Juli bis zum 20. August
Verlagerung des Perseiden-Radianten vom 15. Juli bis zum 20. August. Quelle: Denning (1901)

Nach 1864 ging die ZHR wieder auf Raten um die 50 zurück. Abgesehen von einigen Ausnahmen (1920, 1931, 1945) änderte sich daran bis 1975 auch nichts. Von 1976 bis 1983 gab es einen erneuten Anstieg, den man zunächst mit der für 1981 erwarteten Wiederkehr von 109P/Swift-Tuttle in Zusammenhang brachte. Doch der Komet blieb aus, und weitere Berechnungen zeigten, dass er erst im Jahr 1992 wieder zu erwarten war, seine Umlaufzeit um die Sonne demnach also 130 Jahre beträgt.
In den Jahren 1988 und 1989 beobachtete man doppelte Maxima der Perseiden; ähnliches war zuvor niemals bemerkt worden, weshalb man auf eine grundsätzliche Änderung im Meteorstrom schloss. 1991 brachte das erste der beiden Maxima überraschend einen kurzen Ausbruch mit einer ZHR von über 400, welcher in Japan beobachtet wurde. Dies wurde als starkes Signal gewertet, dass die Rückkehr von 109P/Swift-Tuttle tatsächlich bevorstand. 1992 gab es wiederum verbunden mit dem ersten Maximum einen erneuten Ausbruch in etwa gleicher Größenordnung, der aber auf Grund des Vollmonds visuell nicht gut erfasst werden konnte. Nachdem am 26.09.1992 in Japan die Wiederentdeckung von 109P/Swift-Tuttle gelungen war, wurde über einen noch stärkeren Perseiden-Schauer in 1993 spekuliert. Einige Experten hatten sogar einen Meteorsturm für möglich gehalten, über dessen Folgen für künstliche Erdsatelliten man sich bereits Gedanken machte. Tatsächlich war eine Maximum-ZHR von etwa 350 über Europa zu beobachten, und die Teilnehmer einer entsprechenden Themen-Kreuzfahrt im Mittelmeer kamen durchaus auf ihre Kosten. Auch in den folgenden Jahre 1994, 1995 und 1996 zeigte sich das zusätzliche Aktivitätsmaximum, wenn auch mit zurückgehenden Fallraten. Nachdem es sich 1997, 1998 und 1999 ebenfalls noch schwach bemerkbar gemacht hatte, blieb es ab dem Jahr 2000 aus. Erklärt wurden die ungewöhnlichen Perseidenschauer der Jahre um 1992 zum Beispiel mit Staubwolken, welche beim letzten Periheldurchgang des Kometen im Jahr 1862 freigesetzt worden waren und sich seitdem noch nicht entlang der gesamten Bahn des Kometen verteilt und mit älterem Staub vermischt hatten. Eine andere Theorie besagt, dass es sich doch um ältere Partikel handelt, welche durch eine Resonanz (1 : 11) in den Umlaufzeiten des Planeten Jupiter und von 109P/Swift-Tuttle zusammengehalten werden.

Die hohe Aktivität der Leoniden in den Jahren 1998 bis 2003 hatte der Meteorastronomie und insbesondere der Entwicklung von Vorhersagemodellen einen gewaltigen Schub gebracht. Mit den neu erarbeiteten Methoden nahm man sich auch noch einmal der Perseiden an. Dabei kam man zu der Erkenntnis, dass bei letzteren neben der verstärkten Aktivität in den Jahren um die Perihelpassage des Kometen noch weitere modulierende Faktoren existieren. Die Computermodelle zeigten, dass der Planet Jupiter die Bahnen der Perseiden-Meteoroide beeinflusst und alle 12 Jahre in Richtung auf die Erdbahn verschiebt. Dies war z.B. in den Jahren 1980 und 1992 geschehen und sollte sich in den Jahren 2004 und 2016 wiederholen. Tatsächlich kam es zum vorhergesagten Zeitpunkt am 12.08.2004 gegen 23.00 MESZ zu einer ungewöhnlich hohen Perseiden-Aktivität mit einer ZHR von etwa 170. Auch 12 Jahre später, am 12.08.2016 gegen 01.15 MESZ, wurde ein ähnlich hoher Peak festgestellt, welcher ebenfalls vorausberechnet worden war. In noch stärkerem Maße als Jupiter beeinflusst Saturn die Bahnen der Perseiden, allerdings entsprechend seiner längeren Umlaufzeit um die Sonne lediglich alle 29 oder 30 Jahre, so z.B. 1980, 2009 und 2039. Die weiter oben erwähnten erhöhten Fallraten in den Jahren um 1980 lassen sich rückblickend (zumindest teilweise) mit der kombinierten Schwerkraftwirkung der beiden Planeten erklären.

Sorgfältige Beobachtungen und Analysen zeigten, dass nicht nur 2004 und 2009, sondern auch in den Jahren 2002, 2005, 2007 sowie 2008 zusätzliche Maxima der Perseidenaktivität aufgetreten waren. Im letztgenannten Fall wurde als mutmaßliche Ursache eine Staubspur genannt, welche 109P bei seiner Sonnenannäherung im Jahr 441 freigesetzt hatte. Eine neue Phase ungewöhnlicher Perseidenaktivität begann in 2018 in Form eines zusätzlichen Maximums, welches etwa 30 Stunden nach dem traditionellen eintrat. In den Jahren 2019, 2020 und 2021 trat es zunehmend deutlicher hervor, wobei es in letztgenanntem Jahr eine doppelt so hohe ZHR (130) aufwies wie das traditionelle Maximum am 12./13.08.2021. Kompliziert wird die Situation dadurch, dass sich der zeitliche Abstand zum Hauptmaximum in den genannten 4 Jahren als nicht identisch erwies, sondern um einige Stunden schwankte. Nachdem der zusätzliche Peak 2022 ganz ausgeblieben war, trat er 2023 wieder markant in Erscheinung, und dies im gleichen Abstand zum Hauptmaximum wie 2021.

Nachdem die Perseiden sich seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit einer beträchtlichen Popularität erfreut hatten, entwickelte sich im August 2009 ein regelrechter Internet-Hype um das Himmelsereignis, vielleicht befeuert durch die um jene Zeit massiv aufkommenden Social Media. Seitdem wiederholte sich dieses Phänomen Jahr für Jahr in mehr oder weniger ausgeprägter Form, wobei der Höhepunkt zweifelsohne im Jahr 2015 erreicht wurde. Befeuert durch die Aussicht auf mehr Schnuppen als in anderen Jahren und auf eine mondlose Nacht verbrachten zahllose Menschen mitten in der Woche eine Nacht unter dem Sternenhimmel sowohl bei organisierten Events (z.B. in Bonn) als auch bei spontanen Rudelgucken (z.B. auf dem Großen Feldberg). Und selbst Amateurastronomen machten in jenem Jahr mehr als sonst Jagd auf die Perseiden.


Zahlreiche Menschen beobachten die Perseiden 2015 auf dem Großen Feldberg im Taunus. Quelle: Somersault Clicks.

Die Perseiden 2024

In 2024 ist hinsichtlich der Fallraten wie in den Vorjahren ein eher unterdurchschnittlicher Auftritt der Perseiden zu erwarten, welcher allerdings unter recht guten Rahmenbedingungen bei zunehmendem Halbmond stattfindet. In den auf Grund der hohen Stellung des Radianten besonders schnuppenreichen Morgenstunden steht der Erdtrabant bereits unter dem Horizont. Das Maximum mit einer ZHR von etwa 100 tritt am Montag, 12.08.2024, im Laufe des Nachmittags ein. Für die D/A/CH-Region bieten daher die frühen Morgenstunden sowohl des 12. als auch des 13. August vor Einsetzen der Dämmerung die besten Chancen auf zahlreiche Sternschnuppen. Etwas weniger günstig sind trotz höherer Fallraten wegen der geringeren Horizonthöhe des Radianten und des störenden Mondlichts die Abendstunden des 12. August.
Sofern das in den Jahren 2021 und 2023 beobachtete markante Zusatzmaximum der Perseiden erneut und im gleichen zeitlichen Abstand zum klassischen Maximum eintritt, so fällt es für die D/A/CH-Region ungünstig auf den 13.08.2024, 17 MESZ.

Auch wenn manche Medien dies jedes Jahr wieder suggerieren - es ist nicht möglich, auch nur annähernd 100 Sternschnuppen in einer Stunde zu sehen. Vielmehr sollte man sich glücklich schätzen, wenn man am o.g. Morgen 20 oder 25 pro Stunde beobachten kann. Warum dies so ist, wird in einem Blogpost von Daniel Fischer erläutert.

Allgemeine Webseiten

Astrocorner: Perseiden

Daniel Fischer: Warum es keine 100 Perseiden pro Stunde gibt

Gary W. Kronk: The Perseids

Gary W. Kronk: Perseid History

Mikhail Maslov: Perseids 1901-2100 - predictions of activity

Scientific American: Will the Perseid Meteor Shower Ever Run Dry?

Sky & Telescope: The Discovery of the Perseid Meteors

Space.com: Perseid Lore - The Legend and Science Behind the Epic Meteor Shower

Stiftung Planetarium Berlin: Perseiden - Sternschnuppen im August (Video)

Universe Today: The Perseids - Why is There a Meteor Shower?

WAA: Perseiden

Wikipedia: Perseus (Sternbild)

Wikipedia: Swift-Tuttle

Die Perseiden 2024

Berichte, Fotos & Videos

Global Meteor Network: Perseids 2024 flux plot

IMO: Perseids 2023 campaign Live Graph

Spaceweather.com: Realtime Meteor Gallery

Livestreams

Asahi Astro LIVE

Live Meteors: Meteor Echoes Live Stream

NASA Meteor Watch: Livestream

Sky-Live TV: Livestream

United Kingdom Meteor Observation Network: Live Camera Feeds

Vorberichte

EarthSky: Perseid meteor shower - All you need to know in 2024

MDR: Die Perseiden - Der Höhepunkt der Sternschnuppen

Timeanddate: Perseiden Sternschnuppennacht 2024

Marc van der Sluys: De meteorenzwerm Perseiden in augustus 2024

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